A3Frontalangriff auf blinden Respekt

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Pexels / cottonbro studio

Die meisten Kulturen sind durch blinden Respekt vor dem Hergebrachten blockiert. Nie hat jemand derart entschlossen gegen das Ehrendenken gekämpft wie Jesus. Nur weil Aristoteles etwas behauptet hat, muss es nicht unbedingt wahr sein!

Dass ausgewachsene Spinnen sechs Beine haben, ist eine Behauptung des griechischen Gelehrten Aristoteles. Vor lauter Respekt war es noch im Mittelalter unmöglich, derartige Aussagen anzuzweifeln, denn welcher Mensch könnte den grossen Aristoteles kritisieren? Wäre es so geblieben, hätte der wissenschaftliche Aufbruch niemals stattfinden können.

Die meisten Kulturen dieser Welt leiden noch heute am übertriebenen Respekt für das Hergebrachte und die vermeintlich Klugen der Vergangenheit. Aus lauter Loyalität zu ihnen kann oder will man die Realität nicht sehen, oder man darf sie, wenn man sie sieht, aus Angst nicht ansprechen. So hätte etwa der Islam schon vor Europa die Gelegenheit gehabt, die moderne Wissenschaft zu entwickeln. Doch alle Versuche wurden von konservativen Kräften letztlich aus Ehrengründen gewaltsam abgeblockt. Neuerungen wurden zu Sünden erklärt.

Dass allerdings ausgerechnet in Europa die Forschung nach empirischer Wahrheit im Laufe der Jahrhunderte wichtiger wurde als der Respekt vor dem Hergebrachten, ist kein Zufall. Das hat mit dem Einfluss der Evangelien zu tun, welche Jesus als einzigartigen, kompromisslosen Kämpfer gegen blinden Gehorsam zeigen.

Den Mut, die Ehrenkultur zu hinterfragen, wurde als tiefe Beleidigung empfunden, die den Tod verdient. Seine Hinrichtung macht nur Sinn, wenn man sie als Ehrenmord versteht, seine Auferstehung als Sieg über die Ehrenkultur. Der frontale Angriff von Jesus auf das, was allgemein als akzeptiert gilt, hat im Laufe der Jahrhunderte Europa immer wieder beeinflusst und den Boden für neue Ideen aufgeweicht.

MEHR DETAILS SIEHE:
Ehrenmorde vor unserer Haustüre, Kurt Beutler, Brunnen Verlag, Giessen, 2016 art, 2015